Grundlagen der doppelten Buchführung

Der italienische Mathematiker Luca Pacioli gilt als Erfinder der doppelten Buchführung und hat bereits 1494 in seinem Buch „Summa de arithmetica, geometria, proportioni et proportionalità“ die Grundlagen für eine bilanzielle Erfassung ökonomischer Größen gelegt. Auch wenn der Umgang mit Bilanzen von den meisten Menschen (zu Recht) als Qual empfunden wird, helfen gewisse Grundkenntnisse über den Umgang mit Bilanzen, eine inkonsistente Argumentation zu vermeiden. Zudem bieten Bilanzierungsansätze eine übersichtliche und schematische Darstellung, die insbesondere das Verständnis der Geldschöpfung im Bankensektor erheblich erleichtert. Daher soll der vorliegende Abschnitt eben solche Grundkenntnisse vermitteln. Wir beschränken uns hierbei auf den Teil, der zum Verständnis makroökonomischer Transaktionen hilfreich ist und werden nicht auf betriebswirtschaftlich bedeutsame Posten von Unternehmensbilanzen eingehen, sofern wir dies nicht für nötig erachten. Das Kapitel beginnt jedoch mit der Unterscheidung zwischen Bestands- und Stromgrößen, die sowohl für die Makroökonomik wie für das Verständnis von Bilanzen wesentlich ist.

Bestands-und Stromgrößen

I have found out what economics is; it is the science of confusing stocks with flows.

– Michal Kalecki, ca. 1936, zitiert nach Godley und Lavoie (2007, S. 1).

In der Volkswirtschaftslehre unterscheidet man zwischen Größen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen werden, wie z.B. das Vermögen, und solchen die über einen Zeitraum (also pro Zeiteinheit) gemessen werden, wie z.B. die Ersparnis. Erstere nennt man Bestandsgrößen, Letztere Strom- oder Flussgrößen. Der Zusammenhang zwischen beiden Größen lässt sich am Einfachsten an einem Beispiel erklären. Die Bestandsgröße Vermögen am Ende dieses Jahres entspricht der Bestandsgröße Vermögen am Ende des letzten Jahres zuzüglich der Stromgröße Ersparnis während des laufenden Jahres. Anders formuliert: Die Bestandsgröße ist das heutige Vermögen und die Stromgröße ist das, was innerhalb des nächsten Jahres an Ersparnissen zu dem Vermögen hinzu kommt.

Oft wird auch der Zusammenhang zwischen dem Bestand an Maschinen, der sogenannte Kapitalstock, und dem Zuwachs der Maschinen, i.d.R. als Investition bezeichnet, als Beispiel verwendet. Der Kapitalstock ist eine Bestandsgröße, die zu einem Zeitpunkt (z.B. Ende des Jahres) gemessen wird, und die Investitionen sind eine Stromgröße, die über einen Zeitraum gemessen werden, z.B. im Laufe eines Jahres. Der Maschinenbestand am Ende eines Jahres entspricht dann dem Maschinenbestand Ende des letzten Jahres zuzüglich der neu gekauften Maschinen innerhalb dieses Jahres. Typische Bestandsgrößen sind Vermögen oder Schuldenstand; typische Stromgrößen sind Einkommen, Ersparnis oder Neuverschuldung. Tabelle 2 gibt einige Beispiele für Bestands- und Stromgrößen.

Tabelle 2: Bestands- und Stromgrößen

 \begin{tabular}{C{8cm}C{8cm}} \textbf{Bestandsgrößen [Maßeinheit]}& \textbf{Stromgrößen [Maßeinheit]}\\ \toprule \midrule Kapitalstock [GE] & Investitionen [GE/Jahr]\\ Bevölkerung [Personen]&Sterbefälle [Personen/Jahr]\\ Schuldenstand [GE] & Nominales Bruttoinlandsprodukt [GE/Jahr]\\ Vermögen [GE] & Ersparnis [GE/Jahr]\\ Arbeitslose [Personen] & Technische Abschreibungen [GE/Jahr]\\ \bottomrule \end{tabular}

T-Konten und Bilanzen

Den Grundbaustein für die doppelte Buchführung bilden die T-Konten. Mit deren Hilfe lassen sich Bestands- und Stromgrößen detailliert erfassen. Der Ausdruck Bilanz ist aus dem Lateinischen abgeleitet und bedeutet so viel wie Waage oder Gleichgewicht. Eine Bilanz ist dementsprechend ein T-Konto, das immer ausgeglichen sein muss. Die Bilanz umfasst die Bestände aller Guthaben (+) und Schulden (-) bzw. Forderungen (+) und Verbindlichkeiten (-) bzw. Aktiva (+) und Passiva (-) eines Individuums oder einer Institution.

 \setlength{\tabcolsep}{1mm} \begin{center} \begin{tabular}{p{3cm}R{1cm}|p{4cm}R{1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Individuum/Institution}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Guthaben& (+) & Schulden &(-) \end{tabular} \end{center} \end{document}

In der Regel stellen Privatpersonen keine Bilanz über ihre eigenen Forderungen und Verbindlichkeiten auf. In manchen Fällen, wie z.B. bei einer Kreditaufnahme oder bei einer Schuldenberatung wird es jedoch nötig, sich über das eigene Vermögen im Klaren zu sein. Da niemand genau so viele Forderungen wie Verbindlichkeiten aufweist, wird immer ein Restposten übrig bleiben. Dieser Restposten wird als Nettovermögen bzw. Reinvermögen bezeichnet. Wenn die Forderungen höher sind als die Verbindlichkeiten ist das Nettovermögen positiv, falls es umgekehrt ist, ist das Nettovermögen negativ. In einem Unternehmen wird das Nettovermögen als Eigenkapital bezeichnet. Bei Nicht-Ausschüttung erzielter Gewinne, würde sich dieses vergrößern. Das Unternehmen würde also eine Ersparnis (Stromgröße) bilden und damit das Vermögen (Bestandsgröße) erhöhen. Die Bilanz einer Privatperson könnte z.B. so aussehen:

 \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Forderungen & 20 \euro & Verbindlichkeiten & 10 \euro \\ & & Nettovermögen & 10 \euro \end{tabular}

Besitzgegenstände wie Immobilien, Aktien, Bankeinlagen und Bargeld werden in einer Bilanz auf der linken Seite, der sogenannten Aktivseite, aufgelistet. Die Verbindlichkeiten, also das, was eine Person an Schulden hat, werden auf der rechten Seite, der Passivseite, eingetragen. Jeder einzelne Posten kann wiederum in einem (Unter-)T-Konto detaillierter erfasst sein. Diese Unterkonten werden i.d.R. in Aktiv- und Passivkonten unterteilt und erfassen den Anfangsbestand einer Größe sowie deren Zu- und Abgänge. Die Bilanz einer Beispielperson ist in der Abbildung unten gegeben.

Abbildung 4: Bilanzierungsbeispiel mit Unterkonten

 \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 500 \euro& Hypotheken & 500 \euro\\ Aktien & 100 \euro & Nettovermögen & 110 \euro\\ Bankeinlagen & 10 \euro & & \end{tabular}

 \begin{tabular}{cc} $\swarrow$ & $\searrow$\\ \underline{\textbf{\texttt{Aktivkonten}}} & \underline{\textbf{\texttt{Passivkonten}}}\\ ~&~\\ \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{1.9cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Immobilien}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline AB & 500 \euro&Abgang & 0 \euro\\ Zugang & 0 \euro& \textbf{EB} & \textbf{ 500 \euro} \end{tabular} & %{~~} \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Hypotheken}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline Abgang & 0 \euro& AB & 500 \euro\\ \textbf{EB} & 500 \euro& Zugang & 0 \euro \end{tabular}\\ \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Aktien}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline AB & 100 \euro& Abgang & 0 \euro \\ Zugang & 0 \euro&\textbf{EB} & \textbf{100 \euro} \end{tabular} & %{~~} \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Nettovermögen}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline Abgang & 0 & AB & 110 \euro\\ \textbf{EB} & 110 \euro & Zugang & 0 \euro \end{tabular} \\ \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Bankeinlagen}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline AB & 10 \euro& Abgang & 0 \euro \\ Zugang & 0 \euro& \textbf{EB} & \textbf{10 \euro} \end{tabular} & \end{tabular}

In den Aktivkonten werden die Anfangsbestände (AB) der Vermögen auf der Soll-Seite verbucht, in den Passivkonten werden die Anfangsbestände der Verbindlichkeiten auf der Haben-Seite verbucht. Zugänge sind entsprechend im Aktivkonto auf der Soll- und im Passivkonto auf der Habenseite zu finden. Umgekehrt verhält es sich mit den Abgängen in einem Unterkonto. Der Saldo des jeweiligen Unterkontos (die Differenz zwischen Soll- und Habenseite) ergibt dann den Endbestand (EB) des entsprechenden Kontos und somit den Eintrag im Posten der Gesamtbilanz. Für unsere Zwecke wird es häufig ausreichen, die Bilanzen ohne Aktiv- und Passivkonten zu betrachten, wir werden also meist auf Unterkonten verzichten.

Häufig werden Buchungen verkürzt durch Buchungssätze dargestellt. Nehmen wir an, unsere Beispielperson erwirbt mit ihren Bankeinlagen Aktien im Wert von 5 Euro. Der Buchungssatz wäre dann „Aktien an Bankeinlagen 5 €“ Zunächst wird das Unterkonto genannt, in dem auf der linken Seite (der Soll-Seite) gebucht wird, dann das Unterkonto, bei dem auf der rechten (der Haben-Seite) gebucht wird („Soll an Haben“). Da im Deutschen auch von links nach rechts gelesen wird, kann man sich dies relativ einfach merken. Anders ausgedrückt wird zunächst das Konto genannt, für das die finanziellen Mittel aufgewendet werden (Mittelverwendung), und dann das Konto, von dem die Mittel genommen werden (Mittelherkunft).  Die Veränderung der Konten unserer Beispielperson ist im oberen Abschnitt der folgenden Abbildung 5 dargestellt.

Abbildung 5: Aktiv- und Passivtausch

 \underline{\textbf{Aktivtausch: Aktien an Bankeinlagen 5 \euro}}\\ ~\\ \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 500 \euro& Hypotheken & 500 \euro\\ Aktien & 105 \euro & Nettovermögen & 110 \euro\\ Bankeinlagen & 5 \euro & & \end{tabular}

 \begin{tabular}{cc} $\swarrow$ & $\searrow$\\ \underline{\textbf{\texttt{Aktivkonten}}} & \underline{\textbf{\texttt{Passivkonten}}}\\ ~&~\\ \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Aktien}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline AB & 100 \euro& Abgang & 0 \euro \\ Zugang & 5 \euro&\textbf{EB} & \textbf{105 \euro} \end{tabular} &\begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline ~ & ~& ~ & ~ \end{tabular}\\ \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Bankeinlagen}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline AB & 10 \euro& Abgang & 5 \euro \\ Zugang & 0 \euro& \textbf{EB} & \textbf{5 \euro} \end{tabular} &~ \end{tabular}

 \underline{\textbf{Passivtausch: Hypotheken an Kredite 100 \euro}}\\ ~\\ \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 500 \euro& Hypotheken & 400 \euro\\ Aktien & 105 \euro & Kredite & 100 \euro\\ Bankeinlagen & 5 \euro & Nettovermögen & 110 \euro \end{tabular}

 \begin{tabular}{cc} $\swarrow$ & $\searrow$\\ \underline{\textbf{\texttt{Aktivkonten}}} & \underline{\textbf{\texttt{Passivkonten}}}\\ ~&~\\ \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline ~ & ~& ~ & ~ \end{tabular} & \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Hypotheken}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline Abgang &100 \euro & AB & 500 \euro\\ \textbf{EB} &\textbf{400 \euro}&Zugang &0 \euro\\ \end{tabular}\\ & \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Kredite}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline Abgang & 0 \euro& AB & 0 \\ \textbf{EB} & \textbf{100 \euro}& Zugang & 100 \euro\\ \end{tabular} \end{tabular}

In unserem kleinen Beispiel hat der zusätzliche Kauf der Aktien lediglich zu einer Veränderung innerhalb der Aktivseite der Bilanz geführt. Es wurden daher auch nur die Aktivkonten von dem Vorgang berührt. Man spricht daher auch von einem Aktivtausch. Eine Buchung die lediglich die Passivseite betrifft, nennt man dementsprechend einen Passivtausch. Unsere Beispielperson könnte sich zum Beispiel 100 € von ihrem Nachbarn leihen, um einen Teil der Hypothekenschuld zurückzuzahlen. In diesem Fall wäre der Buchungssatz „Hypotheken an Kredite 100€“ und es würde ein neues Unterkonto auf der Passivseite der Bilanz auftauchen wie im unteren Teil in Abbildung 5 dargestellt. Der Saldo auf dem Passivkonto „Hypotheken“ beträgt jetzt nur noch 400 €. Das Nettovermögen der Privatperson hat sich aber nicht verändert, weil nun ein zusätzlicher Kreditvertrag mit dem Nachbarn besteht.

Neben Aktiv- und Passivtausch gibt es noch die sogenannte Bilanzverlängerung bzw. -verkürzung. Diese Buchungstypen erhöhen bzw. vermindern Aktiv- und Passivseite um den selben Betrag. Würde sich unsere Beispielperson dazu entscheiden, einen weiteren Kredit in Höhe von 100 € aufzunehmen, um damit zusätzliche Aktien zu kaufen, so wäre der entsprechende Buchungssatz „Aktien an Kredite 100 €“. Auf der Passivseite würden sich die Verbindlichkeiten (der Kredit) und auf der Aktivseite das Konto „Aktien“ um den gleiche Betrag von 100 € erhöhen. Dieser Vorgang ist in der oberen Hälfte von Abbildung 6 gezeigt. Die Bilanz wäre entsprechend um 100 € verlängert worden. Die untere Hälfte zeigt eine Bilanzverkürzung. Unsere Beispielperson verwendet 5  € ihrer Einlagen, um in einem Eiscafé eine Rechnung zu begleichen. Da es sich bei dem Eis um ein Konsumgut handelt, das sofort verspeist wird, und nicht um ein längerfristiges Gut wie eine Immobilie, ist die Gegenbuchung eine Reduktion des Nettovermögens. Im Ergebnis wurde die Bilanz um 5 € verkürzt.

Abbildung 6: Bilanzverlängerung und Verkürzung

 \underline{\textbf{Bilanzverlängerung: Aktien an Kredite 100 \euro}}\\ ~\\ \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 500 \euro& Hypotheken & 400 \euro\\ Aktien & 205 \euro & Kredite & 200 \euro\\ Bankeinlagen & 5 \euro & Nettovermögen & 110 \euro \end{tabular}

 \begin{tabular}{cc} $\swarrow$ & $\searrow$\\ \underline{\textbf{\texttt{Aktivkonten}}} & \underline{\textbf{\texttt{Passivkonten}}}\\ ~&~\\ \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Aktien}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline AB &105 \euro & Abgang & 0 \euro\\ Zugang & 100 \euro& \textbf{EB} &\textbf{205 \euro} \end{tabular} & \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Kredite}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline Abgang & 0 \euro& AB & 100 \\ \textbf{EB} & \textbf{200 \euro}& Zugang & 100 \euro \end{tabular} \end{tabular}

 \underline{\textbf{Bilanzverkürzung: Nettovermögen an Bankeinlagen 5 \euro}}\\ ~\\ \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 500 \euro& Hypotheken & 400 \euro\\ Aktien & 205 \euro & Kredite & 200 \euro\\ Bankeinlagen & 0 \euro & Nettovermögen & 105 \euro \end{tabular}

 \begin{tabular}{cc} $\swarrow$ & $\searrow$\\ \underline{\textbf{\texttt{Aktivkonten}}} & \underline{\textbf{\texttt{Passivkonten}}}\\ ~&~\\ \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Bankeinlagen}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline AB &5 \euro & Abgang & 5 \euro\\ Zugang & 0 \euro& \textbf{EB} &\textbf{0 \euro} \end{tabular} & \begin{tabular}[t]{p{2cm}R{1.1cm}|p{2cm}R{1.1cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{Soll}\hfill\textbf{Kredite}\hfill\textbf{Haben}}\\ \hline Abgang & 5 \euro& AB & 110 \\ \textbf{EB} & \textbf{105 \euro}& Zugang & 0 \euro \end{tabular} \end{tabular}

Wer sich bisher nicht mit Bilanzen und Vermögen beschäftigt hat, mag an dieser Stelle überrascht sein. Lediglich die Begleichung der Rechnung im Eiscafé hat zu einer Veränderung des Nettovermögens geführt. Weder der Kauf von Aktien aus dem eigenen Einlagenbestand noch der Kauf mit Hilfe eines neuen Kredits hat das Verhältnis von Forderungen zu Verbindlichkeiten verändert. Nur der Erwerb eines Konsumgutes, welches sofort verbraucht, also wieder vernichtet wurde, hat das Nettovermögen verändert, weil den Ausgaben kein neuer Vermögenswert gegenübersteht. Diese Zusammenhänge werden wir im kommenden Abschnitt zu „Geld und Vermögen“ vertiefen. Zunächst sollen mit Hilfe der bilanziellen Darstellung aber ein intuitiver Zugang zu einem monetären Kreislauf vermittelt und schwankende Immobilienpreise analysiert werden.

Beispiel 1: Ein monetärer Kreislauf

Die gerade erworbenen Fähigkeiten geben uns die Möglichkeit, einen Wirtschaftskreislauf in Form einer Bilanzdarstellung zu betrachten. Im Folgenden wird ein monetärer Kreislauf anhand eines vereinfachten Beispiels dargestellt, welches ohne Zentralbank, Regierung und Zinsen auskommt. Dies vermittelt einen ersten Einblick in die Geldschöpfung der Geschäftsbanken.1 Ein ähnliches Beispiel findet sich z.B. in dem Buch von Dirk Ehnts (2016).

Die Akteure des folgenden Beispiels sind ein Unternehmen, das Arbeitskräfte nachfragt, ein Haushaltssektor, der Arbeitskräfte anbietet, und eine Bank, die finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Gehen wir zunächst davon aus, dass ein Unternehmer einen Kredit in Höhe von 100 € aufnimmt. Der Vorgang der Kreditschöpfung verläuft derart, dass die Geschäftsbank dem Unternehmer Einlagen in Höhe von 100 € auf seinem Konto gutschreibt. Die Einlagen sind aus Sicht des Unternehmers ein Aktivposten (Guthaben), der Kredit ein Passivposten (Verbindlichkeit). Für die Geschäftsbank verhält es sich umgekehrt. Der Kredit ist eine Forderung gegenüber dem Unternehmer und die Einlagen sind Verbindlichkeiten (das Unternehmen kann die Bank jederzeit dazu auffordern, die Einlagen in Bargeld zu tauschen). Der gesamte Vorgang der Kreditvergabe ist im obersten Teil der Abbildung 7 dargestellt.

Abbildung 7: Ein monetärer Kreislauf

1. Schritt

Die Bank schöpft einen Kredit und schreibt diesen auf dem Konto des Unternehmens gut.

 \begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Bank}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Kredite & 100 \euro& Einlagen Unternehmen& 100 \euro \end{tabular}

 \begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Unternehmen}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Einlagen & 100 \euro & Kredite & 100 \euro \end{tabular}

 \begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Haushalte}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Einlagen & 0 \euro & Nettovermögen & 0 \euro \end{tabular}

2. Schritt

Das Unternehmen fragt Arbeit aus dem Haushaltssektor nach und bezahlt diese mit dem Kredit.

 \begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Bank}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Kredite & 100 \euro& Einlagen Haushalte& 100 \euro \end{tabular}

\begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Unternehmen}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Produktion & 100 \euro & Kredite& 100 \euro \end{tabular}

\begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Haushalte}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Einlagen & 100 \euro & Nettovermögen & 100 \euro \end{tabular}

3. Schritt

Der Haushaltssektor kauft den Unternehmen ihre Produktion ab und konsumiert diese.

 \begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Bank}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Kredite & 100 \euro& Einlagen Unternehmen& 100 \euro \end{tabular}

\begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Unternehmen}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Einlagen & 100 \euro & Kredite& 100 \euro \end{tabular}

\begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Haushalte}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Einlagen & 0 \euro & Nettovermögen & 0 \euro \end{tabular}

4. Schritt

Das Unternehmen zahlt den Kredit zurück. Der geschaffene Kredit verschwindet wieder.

 \begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Bank}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Kredite & 0 \euro& Einlagen & 0 \euro \end{tabular}

\begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Unternehmen}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Einlagen & 0 \euro & Kredite& 0 \euro \end{tabular}

\begin{tabular}[t]{p{5cm}R{1.2cm}|p{5cm}R{1.2cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Haushalte}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Einlagen & 0 \euro & Nettovermögen & 0 \euro \end{tabular}

Im nächsten Schritt fragt das Unternehmen nun Arbeit aus dem Haushaltssektor nach, die es mit dem aufgenommenen Geld bezahlt. Die Einlagen wandern dann vom Unternehmens- in den Haushaltssektor, was zu einem positiven Nettovermögen von 100 € führt. Die Haushalte produzieren im Gegenzug für den Unternehmer. Durch die Bezahlung haben die Haushalte Einlagen in ausreichender Höhe erhalten, um dem Unternehmenssektor die Produktion abzukaufen, was sie im dritten Schritt unseres Beispiels auch tun. Hierdurch gelangen die Einlagen wieder auf das Unternehmenskonto und können im letzten Schritt zur Rückzahlung des Kredites verwendet werden. Durch die Rückzahlung ist das Geld genau so wieder vernichtet worden wie es vorher geschaffen wurde. Allerdings ist während des gesamten Prozesses eine Produktion im Wert von 100 € entstanden, die von den Haushalten konsumiert wurde.

In diesem Beispiel haben wir zur Vereinfachung auf einen Unternehmergewinn verzichtet. Man könnte den Unternehmer als Privatperson auch dem Haushaltssektor zuschreiben, so dass in den 100 € Verdienst sowohl der Lohn der Arbeitnehmer als auch der Unternehmerlohn enthalten ist. Trotz der Einfachheit lassen sich aus dem Beispiel einige Erkenntnisse ableiten: Zunächst einmal ist es offenkundig völlig normal, dass man sich verschuldet. Der Kredit stellt einen Vorschuss auf zukünftige Gewinne dar und wird bei Bedarf von der Privatbank geschaffen.2 Hierzu ist, wie wir später sehen werden, eine Mindestreserve von Zentralbankgeld notwendig, die sich die Geschäftsbank bei Bedarf von der Zentralbank leihen muss. Der Kreditschöpfung geht selbstverständlich eine Bonitätsprüfung voraus. Es wird also nur dann ein Kredit geschöpft, wenn ein kreditwürdiger Kreditnehmer vorhanden ist. Zudem lässt sich aus dem Beispiel erkennen, dass Geld nicht nur regelmäßig geschaffen, sondern auch regelmäßig vernichtet wird (immer dann, wenn ein Kredit zurückgezahlt wird). Zu guter Letzt zeigt dieses Beispiel, dass die Haushalte nur dadurch in der Lage sind, dem Unternehmen seine Produktion abzukaufen, weil sie über ihren Verdienst an der Wertschöpfung beteiligt werden.

Beispiel 2: Vermögenspreisblasen

Mit Hilfe des Bilanzierungsansatzes lassen sich auch die Auswirkungen von Vermögenspreisblasen darstellen. Nehmen wir an, dass der Wert der Immobilien unserer Beispielperson um 300 € steigt, weil Spekulationen den Preis in die Höhe treiben. Dies würde zur Folge haben, dass sich ihr Nettovermögen um 300 € auf 410 € erhöht:

 \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 800 \euro& Hypotheken & 500 \euro\\ Aktien & 100 \euro & Nettovermögen & 410 \euro\\ Bankeinlagen & 10 \euro & & \end{tabular}

Die Person könnte nun vermutlich einen zusätzlichen Hypothekenkredit aufnehmen, weil die Sicherheit in Form des Hauses im Wert gestiegen ist. Nehmen wir an, der Hypothekenkredit wird ebenfalls um 300 € erhöht:

 \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 800 \euro& Hypotheken & 800 \euro\\ Aktien & 100 \euro & Nettovermögen & 410 \euro\\ Bankeinlagen & 310 \euro & & \end{tabular}

Die zusätzlichen Einlagen könnte unsere Beispielperson nun abheben und dazu verwenden, Konsumgüter zu kaufen. Da sich das Nettovermögen aufgrund der Immobilienwertsteigerung fast vervierfacht hat, sieht sie positiv in die Zukunft und rechnet eventuell sogar mit weiteren Wertsteigerungen. Aufgrund dessen gibt sie die dazugewonnenen Einlagen für Konsumgüter aus, also für Güter, die verbraucht werden. Zum Beispiel für gutes Essen, teure Opernbesuche oder einen Wochenendtrip nach Disneyland. Nehmen wir an, auf die eine oder andere Weise entstehen so Ausgaben in Höhe von 200 €. Hierdurch reduziert sich der Bestand an Einlagen, so dass die Bilanz folgendermaßen aussieht:

 \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 800 \euro& Hypotheken & 800 \euro\\ Aktien & 100 \euro & Nettovermögen & 210 \euro\\ Bankeinlagen & 110 \euro & & \end{tabular}

Das Nettovermögen der Person ist immer noch größer als vor der Immobilienpreissteigerung. Die höhere Kreditsumme muss langfristig aus dem laufenden Einkommen gezahlt werden, welches den Einlagenbestand erhöht. Im Notfall könnte man aber auch das Haus verkaufen und sich etwas günstigeres suchen oder Aktien veräußern, um an Bargeld zu kommen.

Problematisch wird die Situation aber, wenn die Immobilien wieder auf ihren Ursprungswert von 500 € fallen, z.B. nach Platzen einer Immobilienblase. Nun hat der Haushalt ein Nettovermögen von -90 € und es droht die Privatinsolvenz:

 \begin{tabular}{p{2.5cm}R{1.5cm}|p{2.5cm}R{1.5cm}} \multicolumn{4}{c}{\textbf{A}\hfill\textbf{Privatperson}\hfill\textbf{P}}\\ \hline Immobilien & 500 \euro& Hypotheken & 800 \euro\\ Aktien & 100 \euro & Nettovermögen & -90 \euro\\ Bankeinlagen & 110 \euro & & \end{tabular}

Reichen die laufenden Einnahmen (i.d.R. Lohneinkommen) nicht aus, um die Raten der Hypothek zu bezahlen, muss die Person Immobilien oder Aktien veräußern, um liquide Mittel für die Tilgung zu erhalten. Da in einer Krise i.d.R. die Arbeitslosigkeit ansteigt, ist es kein unwahrscheinliches Szenario, dass einige verschuldete Haushalte nur noch ein geringeres Einkommen erzielen können. In einer Finanzkrise verkaufen zudem sehr viele Personen, Banken, Investoren und Unternehmen ihre Vermögenswerte, um ihre Liquidität zu erhöhen. Wenn nun aber sehr viele gleichzeitig ihre Vermögenswerte veräußern wollen und nur wenige bereit sind, diese zu kaufen, dann führen diese Notverkäufe zu einem immer schnelleren Fall der Vermögenspreise und verstärken so das Ausgangsproblem, da sich nun die Bilanzen einer immer größer werdenden Menge von Wirtschaftssubjekten verschlechtern.

Was aber hätte man anders machen können? Unsere Beispielperson hätte nach Anstieg des Hauspreises die Hypothekensumme nicht erhöhen sollen. Solange aber eine Mehrheit der Wirtschaftssubjekte positiv gestimmt ist und durch immer umfangreichere kreditfinanzierte Häuserkäufe die Preise weiter in die Höhe treibt, wird niemand einen Grund dazu haben, sich Sorgen über den Fall von Häuserpreisen zu machen. Erst wenn schlechte Neuigkeiten (z.B. über die Bonität von Schuldnern) immer mehr Menschen zum Verkauf treiben, fallen die Preise plötzlich und immer schneller. Dieses Herdenverhalten ist charakteristisch für Finanzmärkte und lag der Finanzkrise in den 1930er Jahren ebenso zugrunde wie der aktuellen.

MERKE
  • Eine Bilanz ist immer ausgeglichen. Auf der Aktivseite werden die Vermögenswerte (Forderungen) verbucht und auf der Passivseite die Verbindlichkeiten. Die Restgröße stellt bei Privatpersonen das Nettovermögen dar (bei Unternehmen das Eigenkapital).
  • Man kann Aktiv- und Passivseite auch als Verwendung und Herkunft von Positionen bezeichnen.
  • Ein Aktivtausch betrifft nur Positionen auf der Aktivseite, ein Passivtausch nur solche, die sich auf der Passivseite befinden.
  • Eine Bilanzverlängerung (-verkürzung) betrifft Aktiv- und Passivseite gleichermaßen. Die Bilanzsumme erhöht (verringert) sich.
Übungsaufgaben/Quizzes

Literatur

GODLEY, W. UND M. LAVOIE (2007). Monetary Economics – An Integrated Approach to Credit, Money, Income, Production and Wealth, Palgrave MacMillan.
EHNTS, D. (2016). Geld und Kredit – eine €-päische Perspektive, Metropolis, 2nd ed.

 

Fußnoten

  1. Begriffe wie Kreislauf oder Geldstrom können in Bezug auf Geldvermögen leicht in die Irre führen, wenn man vergisst, dass jede Ausgabe eine zeitgleiche Einnahme darstellt. Geld fließt daher nicht wie ein Wasserstrom von einem Konto zu einem anderen. Der Besitzwechsel von Geldvermögen vollzieht sich zu einem bestimmten Zeitpunkt. Vergleichbar mit einer Waage sinken die Vermögenswerte einer Person im gleichen Augenblick wie die einer anderen steigen.
  2. Selbstverständlich ist es auch möglich eine Investition aus einbehaltenen Gewinnen zu finanzieren. Dennoch haben Schulden im Allgemeinen zu Unrecht eine ausschließlich negative Konnotation. Dies liegt in Deutschland wohl auch daran, dass der Begriff der Schulden eine moralische Assoziation weckt, da das Wort „Schuld“ in ihm steckt. Im englischen sind die Begriffe „debt“und „guilt“ hingegen völlig verschieden. Dabei ist es ganz normal, dass Unternehmen bei Banken einen Kredit aufnehmen, der einen Vorschuss auf spätere Gewinne darstellt. Da in der Regel zunächst einmal Maschinen und Arbeitnehmer bezahlt werden müssen, bevor eine Unternehmung Produkte oder Dienstleistungen herstellen und verkaufen kann, ist eine moderne Geldwirtschaft ohne Schulden gar nicht denkbar. Ist das Investitionsprojekt des Unternehmens erfolgreich, kann es den Kredit später inklusive Zinsen wieder zurückzahlen. In einer Kreditwirtschaft ist Schuldenmachen also eine Notwendigkeit. Dies soll selbstverständlich nicht heißen, dass private Verschuldung keine Grenzen hat. Die Finanzkrise 2007/8 wurde aufgrund einer massiven Verschuldung des Privatsektors ausgelöst, welche aus den laufenden Einnahmen nicht mehr beglichen werden konnte.